Inmitten des Landes Rayquar, im prachtvollen Anwesen der Familie von Eulenstein, wuchs Aurelius Augustus heran – ein aufgeweckter Halb-Elf mit einem unstillbaren Wissensdurst und einer Neugier, die selbst die ehrwürdigen Druiden seiner Familie ins Staunen versetzte. Von frühester Kindheit an erhielt Aurelius eine herausragende Ausbildung in der Magie, und schon bald übertraf er seine Mitschüler in der Kunst des Gestaltwandelns. Während andere sich noch daran versuchten, sich in einfache Kreaturen wie Frösche oder Mäuse zu verwandeln, experimentierte Aurelius mit größeren, mächtigeren Gestalten und meisterte es, das Wesen von Hunden und Großkatzen anzunehmen.
Seine Eltern, angesehen und respektiert in der Gemeinschaft der Druiden, blickten voller Stolz auf ihren Sohn und hofften, dass er eines Tages das Erbe ihrer Linie fortführen würde. Doch in Aurelius' Herzen loderten andere Flammen: Nicht die des Waldes und der Natur, sondern die Flammen der Drachen. Schon als kleiner Junge war er von diesen majestätischen Wesen fasziniert. In Rayquar, wo die Legenden von Drachen oft lebendig erzählt wurden und manche Drakonier als Wanderer und Söldner durchs Land zogen, fand Aurelius viele, die ihm Geschichten über Drachen erzählten – und er hing an ihren Lippen, mit funkelnden Augen und ehrfürchtigem Staunen.
In seiner Freizeit sammelte er alles, was ihn Drachen näher fühlen ließ: einen Mantel aus angeblichen Drachenschuppen, Handschuhe mit (sehr echten) Drachenzähnen und ein Paar „Drachenleder“-Stiefel, auf das er besonders stolz war. Doch sein wertvollster Schatz war eine Sichel, deren Klinge – so behauptete er felsenfest – aus einem echten Drachenhorn geschliffen war.
Dann, an einem schicksalhaften Tag, veränderte sich alles. Aurelius, der mittlerweile achtzehn Jahre alt war, durchstreifte wie so oft die entlegenen Regionen Rayquars, als er ihn sah: Ein gewaltiger Drache mit feuerroten Schwingen und einem Anblick, der Macht und Anmut gleichermaßen verkörperte. Der Atem stockte ihm, und sein Herz schlug schneller. Zum ersten Mal war das Bild eines Drachen nicht bloße Fantasie, sondern lebendige Realität.
In diesem Moment keimte ein Gedanke in ihm auf – ein Gedanke, der ihn fortan nicht mehr loslassen sollte. Dieser Drache war für ihn kein fremdes Wesen, sondern die Verkörperung dessen, was er selbst zu sein glaubte. Es war, als hätte er endlich seine wahre Natur erkannt: Aurelius war ein Drache im falschen Körper, gefangen in der Hülle eines Halb-Elfen.
Von diesem Tag an stand für ihn fest, was sein Lebensziel sein würde: Die Verwandlung in einen Drachen, majestätisch und mächtig wie jene Kreatur, die ihm sein wahres Selbst offenbart hatte. Doch er wusste auch, dass seine Pflicht noch in Rayquar lag, bei seiner Familie und in seiner Ausbildung. Er bewahrte sein Geheimnis, bis er seine Ausbildung meisterte und als einer der besten seines Jahrgangs abschloss. Erst dann vertraute er seinen Eltern sein Ziel an.
Seine Eltern waren verblüfft und traurig zugleich. Sie verstanden zwar den Drang ihres Sohnes, doch die Aussicht, ihn auf einer so gefährlichen und ungewissen Reise zu wissen, schmerzte sie. Dennoch konnten sie den starken Willen ihres Sohnes nicht brechen. Sie unterstützten ihn, wie es eine Familie tut, und gewährten ihm ihren Segen für das, was ihm wahrhaftig wichtig war.
Mit 22 Jahren verabschiedete sich Aurelius von seiner Familie und begann seine Reise in die unbekannte Welt. Die Magie, die er gelernt hatte, die Erfahrungen, die er gemacht hatte, und der Segen seiner Eltern gaben ihm den Mut, seine Träume zu verwirklichen. Er legte den Namen ab, der ihm in der Heimat gegeben wurde, und gab sich selbst einen neuen, der besser zu seiner wahren Natur passen sollte:
Drarko die Flamme – der Halb-Elf, der eines Tages in einem Drachen seine wahre Gestalt finden würde.