Nachdem sie den Stab des Ältesten gefunden hatten und Kalael sich dazu entschieden hatte, den Pakt mit dem Stab einzugehen, gingen sie zurück zum Portal und gelangten wieder in den Gasthof. Sie kamen zu dem Entschluss, Ielenia und Kallira zu folgen und zur nächsten Stadt zu reisen. Kalael bemerkte nichts von dem Pakt mit dem Stab. Es hatte sich für ihn nichts geändert. Sie reisten in die Stadt Ridian.
Dort angelangt bemerkten sie, dass sich vor den Toren eine kleine Zeltstadt gebildet hatte. Dort gab es Händler, die alle Arten von Waren verkauften. Es gab dort auch eine Menge Reisender, die etwas verloren und müde aussahen.
N’oul machte sich daran, in Erfahrung zu bringen, warum die ganzen Leute vor den Toren waren und nicht hineingingen. Er ging zu einer der Wachen und sprach ihn an. Wie immer nicht im freundlichsten Ton. Die Wache, die durch seine Art leicht erbost war, sagte ihm nur, dass die Stadt abgesperrt sei und keiner rein oder raus komme. Bevor es in ein Handgemenge ausartete, ging N’oul wieder von dannen. Kiefer hingegen sah einen seiner Art und sprach ihn an.
Der Drachenblütige, sichtlich erfreut, einen Artgenossen zu treffen, schlug Kiefer mit voller Kraft zur Begrüßung in die Hand, was dieser mit voller Stärke erwiderte.
Er erzählte, dass er schon Tage vor den Toren wartete, weil er etwas Persönliches in der Stadt zu erledigen hatte. Aber sie ließen niemanden hinein oder heraus. Dies sei eine Order des neuen Königs. Der alte hätte wohl abgedankt oder sei verschwunden, das wisse anscheinend keiner so recht. Sie vereinbarten, dass wenn einer von beiden einen Weg hinein finden würde, derjenige den anderen mitnehmen würde. Sie verabschiedeten sich.
Die anderen deckten sich in der Zwischenzeit mit Tränken und Essen ein. Miriel kam auf den Gedanken, dass Kalael doch bestimmt auch hier schon einmal war und diesen Trumpf ausspielen könnte. Kalael erinnerte sich wie immer nicht ganz, ob er schon einmal hier war, aber es kam ihm bekannt vor. Er ging zu der gleichen Wache, bei der N’oul schon war. Diese erkannte ihn direkt. Kalael überzeugte ihn, mit einer kleinen „Spende“, dass die Wache ihnen einen Führer besorgte, der sie in die Burg bringen würde. Sie würden sich in der Nacht hinter den Zelten treffen. Kiefer sagte seinem neuen Kumpel Bescheid.
Als es Nacht war, trafen sie sich an der vereinbarten Stelle. Die Wache regte sich noch kurz über N’oul auf, dass er anscheinend ein „Freund“ von Kalael sei. Sie bezahlten den Führer und kamen so durch geheime Wege und Tunnel in die Stadt.
In der Stadt angelangt, errichtete Miriel eine Kuppel, in der sie nicht zu sehen und nicht zu hören waren. Am äußeren Rand der Stadt, zwischen Büschen, rasteten sie.
Am nächsten Morgen suchten sie die nächste Taverne auf. Sie hielten sich von den Straßen fern, weil sie Patrouillen erwarteten. Sie kamen unbemerkt an einer Taverne an.
Innerhalb der Taverne bemerkten sie direkt die angespannte Stimmung. Sie wurden mit großen Augen begutachtet. Sie gingen direkt zum Wirt und fragten ihn, was denn los sei. Dieser schaute sie angsterfüllt an und fragte, wie sie in die Stadt gelangt seien. Kiefer sagte, dass dies keine Rolle spiele. Sie wollten helfen, wenn sie helfen könnten. Aber dafür müssten sie wissen, was hier los sei. Ein stämmiger Mann mit einem Knüppel in der Hand ging mit bösem Blick auf die Truppe zu: „Wie kommt ihr hierher!“ N’oul nahm ohne große Verzögerung seine eiserne Flasche in die Hand und sog ihn hinein. Währenddessen verhielt sich ein Wesen mit Kapuze etwas auffällig und stand langsam auf. Es versuchte, Miriel anzugreifen, sie bemerkte es jedoch und versetzte es mit einem Zauber in einen tiefen Schlaf. Jetzt waren alle erst recht aufmerksam. Jetzt wusste die Truppe, dass es wohl auch Spione hier gibt.
N’oul ging zur Tür, um diese zu blockieren und nach draußen zu schauen, ob Wachen in der Nähe seien. Die anderen gingen in die Mitte des Raumes, wo sie alle im Auge hatten. Kiefer begann mit einer Ansprache: Alle, die mit der jetzigen Situation nicht zufrieden sind und Hilfe wollen, können herantreten und in diesen Kreis treten. Er beschrieb einen Kreis auf dem Boden, der zu leuchten anfing. In diesem Kreis könnt ihr nicht lügen. Wir werden euch fragen, ob ihr gegen den momentanen König seid und ob ihr bereit seid, etwas dagegen zu tun. Mehr nicht.
Der Wirt bewegte sich langsam zum Kreis hin. Plötzlich stand der Zwerg auf, der alleine am Tisch saß, und stürmte auf die Truppe zu. Miriel hatte ihn bereits im Auge und versetzte ihn auch in einen tiefen Schlaf. Jetzt, wo wohl alle Spione außer Gefecht waren, trauten sich alle Verbliebenen in den Kreis und ließen sich befragen. Alle waren bereit, etwas dagegen zu tun. Als sie gerade fertig waren, warnte N’oul, dass eine Patrouille auf dem Weg sei. Der Wirt schaute panisch: „Sie werden bemerken, dass etwas mit den Spionen nicht stimmt und dass die Wache fehlt!“
N’oul befreite den Mann aus seiner Flasche, dieser musste ihm eine Stunde gehorchen. Er sollte, wenn sich die Patrouille ihrem Versteck näherte, rufen: „Dort draußen ist jemand!“, damit die Patrouille wieder von dannen zieht. Die anderen beiden wurden ins Klo buxiert, in einer unvorteilhaften Stellung. Miriel ging mit hinein, um passende Geräusche zu machen, falls jemand nachschauen wollte. Der Rest verschwand in einer Luke in der Küche.
Die Tür knallte auf und vier Gardisten sowie ein Mensch, der wie ein Magier aussah, traten herein. „Was ist denn hier los? So leer! Du da!“, rief er und zeigte auf den glatzköpfigen Schläger. „Wo sind Reginald und Smir?“
„Die vergnügen sich auf dem Klo...“, antwortete der Schläger.
„Wie bitte? Schaut sofort nach!“, befahl der Magier. Einer der Gardisten öffnete die Tür, schloss sie schnell wieder und sah stark angewidert aus. „Dieses Bild werde ich nie wieder aus dem Kopf bekommen... Herr, er sagt die Wahrheit.“
Der Zauberer erwiderte: „Das ist ja ekelhaft. Na ja, was soll's, wir inspizieren alle Räumlichkeiten.“
Als die Prozession in die Nähe der Küche und der Luke kam, schrie der Glatzkopf: „Dort draußen ist jemand!“
Der Zauberer trat zu ihm und schaute hinaus. „Wer soll da sein? Da ist niemand.“ Er blickte den Glatzkopf stirnrunzelnd an.
Der Glatzkopf beharrte: „Dort draußen ist jemand!“
„Habt ihr etwa einen Schlag auf den Kopf bekommen? Es ist niemand da draußen! Wir kommen von dort!“, entgegnete der Magier
„Dort draußen ist jemand!“, sagte er jedoch erneut. Der Magier schaute kurz besorgt und meinte dann nur: „Der ist nicht mehr ganz sauber... Na ja, was soll's. Leute, wir gehen!“ Die Prozession verließ die Gaststätte wieder.
-Ende der Sitzung-